Projekt: Bachelor Seminar: Grundriss und Stadt
Institut: TU Braunschweig, Institut für Städtebau, Prof. Dr. J. Fiedler
Projektleitung: Volker Pietsch, Mathias Madaus
Semester: Sommersemester 2012
Modul: D2, Bachelor Architektur, Grundlagen Städtebau
Aufgabe: Analyse von Typologien im Stadtraum weltwelt
RAUMORGANISATION
J. Fiedler / M. Madaus / V. Pietsch
Typologie ist die Lehre von den Typen, im Fall des Städtebaus, von den „räumlichen Typen“, also den typischen Lösungen für Stadtanlagen, Straßen und Plätze, Freiräume und Gebäude. Typische Lösungen unterscheiden sich von spezifischen Lösungen dadurch, dass sie an unterschiedlichen Orten in ähnlicher Form auftreten und dass man gemeinsame Merkmale feststellen kann. So findet man den angerförmigen Platz oder das Atriumhaus in unzähligen konkreten Ausformungen – aber das übergeordnete Prinzip in allen Fällen ist deutlich ablesbar.
Das Wissen von den Typen ist im Städtebau von zentraler Bedeutung. Idealerweise blickt der Städtebau über das konkrete Nutzungsinteresse hinweg auf einen längeren Zeitraum und orientiert sich daran, was langfristig für die Struktur und das Funktionieren der Stadt von Bedeutung ist. Vor allem in der regulativen Planung, also dem Abstecken der Rahmen für künftige, unbekannte Nutzer/innen ist der typologische Zugang unverzichtbar.
Im Städtebau ist also Typologie ein anerkanntes Mittel zur Organisation des Raumes. Zwar sind die Typen in ihren funktionalen Anforderungen stark durch ihre Entstehungs- zeit geprägt, doch lassen sie (idealerweise) auch den Wandel und die damit einhergehende Umnutzung und Neuinterpretation des Raumes zu. Auch unter Berücksichtigung von sich wandelnden Funktionsabläufen und Nutzungsschematas sollte die originäre Planung deutlich zu erkennen bleiben, auch wenn sie in ihrer Funktion gealtert ist und den aktuellen Bedürfnissen entsprechend angepasst werden muss. So können vielschichtige und somit auch flexible und interessante (Stadt-)Räume entstehen, die auch zukünftigen (heute noch nicht abzusehenden) Anforderungen genügen werden.
Florian Kolberg : Analyse Lindenberg Siedlung, Braunschweig, D
Typen sind entstanden und entstehen auch heute noch aus einer Abwägung von gewünschten oder geforderten Funktionalitäten. Um diese Zusammenhänge zu verstehen – und dadurch auch den Entstehungsprozess bzw. die Entstehungsumstände, muss man sich mit diesen umgebenen Fakten ebenfalls beschäftigen. So erklären politische Situationen (Diktatur, Demokratie, Nach-Kriegssituation, Aufbau, Reparationszahlungen etc.) spezifische Bautätigkeiten und -typologien. Aber auch historische Bezüge (Kolonien, Auswanderer, Besatzungsmächte etc.) können für den Bau bestimmter Typologien sorgen, indem sie durch die neuen Bewohner mitgebracht werden bzw. durch das neue Herrschersystem durchgesetzt werden oder wurden (vgl. politische Situation). Klimatische, ökonomische, ökologische, soziologische Gründe für Typologien – die Liste lässt sich fast unbegrenzt fortführen – sorgen für vielfältige Ausformungen.